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Angst vor der eigenen Courage in Haßloch

Gastgebende TSG setzt sich mit 31:27 durch - Reinhard Kreft: »Ganz nah dran« - Partie lange Zeit offen gehalten

Weshalb der TV Petterweil in der Regionalliga Südwest tabellenmäßig so weit vorne zu finden ist (Rang drei nach 19 Spieltagen), davon konnte sich am vergangenen Samstag Abend auch einer der Top-Favoriten, nämlich der Rangzweite TSG Haßloch, 60 Minuten lang überzeugen: Zwar behielten die gastgebenden Pfälzer vor rund 500 Zuschauern nach einer tollen Handball-Partie letztlich mit 31:27 (14:16) die Oberhand, doch wäre die TSG leer ausgegangen, hätte sich wohl auch niemand zu beschweren brauchen. Denn die Gäste aus der Wetterau beeindruckten über weite Strecken der rasanten Begegnung mit einer in Abwehr und Angriff gleichermaßen überzeugenden Vorstellung und verließen das Hallenparkett nur deshalb nicht als Sieger, weil sie in den letzten zehn Minuten quasi die Angst vor der eigenen Courage packte. »Schade, wir waren ganz nah dran«, ärgerte sich TVP-Team-Manager Reinhard Kreft über die eigentlich überflüssige Niederlage, mit der vorab gleichwohl zu rechnen war.

Dass die Haßlocher Truppe ihrer Favoritenrolle schließlich doch noch gerecht werden konnte, hatte sie Petterweiler Nachlässigkeiten zwischen der 51. und 55. Minute zu verdanken. In dieser ganz entscheidenden Phase verstand es die Fink-Sieben nämlich nicht, ihr Überzahlspiel in Tore umzumünzen, also den 26:26-Zwischenstand in einen erklecklichen Vorsprung zu verwandeln, der mit großer Wahrscheinlichkeit zum Sieg gereicht hätte: Haßlochs Keeper Kaiser hielt in diesen knapp vier Minuten seinen Kasten sauber, später dann trafen die TSG-Cracks Reinacher und Benz zur 28:26-Führung. Petterweils Ziad Rejab verkürzte auf 28:27, während die letzten drei Tore samt und sonders dem Gastgeber vorbehalten blieben.
»In einer Partie, die wir lange Zeit absolut offen gestalten konnten, mit vier Toren Differenz den Kürzeren zu ziehen, ist zwar bitter, ändert aber nichts an der Tatsache, dass wir bis zur ominösen 51. Minute eines unserer besten Saisonspiele geboten haben«, hielt sich Krefts Kritik an der Mannschaft in engen Grenzen. Und zwar mit Fug und Recht - insbesondere, was Abschnitt eins betrifft.

Die von TVP-Coach Gebhard Fink bestens eingestellten Mannen im gelb-schwarzen Dress zeigten jedenfalls vom Start weg keinerlei Respekt, warfen vielmehr die eigenen Stärken mit viel Konsequenz in die Waagschale und lagen dem zufolge auch durchgehend vorne: Über die Stationen 1:3 (4.), 7:11 (17.) und 10:14 (23.) hielten die Handballer aus der Wetterau ihren Kontrahenten bis zur Pause (14:16) auf Distanz, ließen sich gleich nach Wiederanpfiff -auch durch Zeitstrafen, die die hüben wie drüben recht kleinlich pfeifenden Unparteiischen Seeger/Hertler (Stuttgart) verordneten, nicht vom Kurs abbringen und durften nach 42 Minuten (19:21) immer noch vom Sensationssieg träumen. Ein mit drei Volltreffern garnierter TSG-Zwischenspurt (22:21/46.) sowie die sich anschließende Ausgeglichenheit in Sachen Wurfausbeute (25:25, 26:26) ließen einen packenden Fight bis zur letzten Minute erwarten, ehe Petterweiler Versäumnisse in numerischer Überzahl und Haßlocher Cleverness für klare Verhältnisse zugunsten des Tabellenzweiten sorgten. Stark beim TVP: Kreisläufer Sebstian Weber, der vor allem in den ersten 30 Minuten enormen Tatendrang an den Tag legte, und Rechtsaußen Jörn Olbrich, dessen Formkurve nach auskurierter Adduktoren-Zerrung wieder steil nach oben zeigt.

TSG Haßloch: Johann, Kaiser; Christmann (1) Reinacher (7), Höger, Zellmer (7), Benz (3), Forler (2), Warken, Birgmeier (2), Pfeil (2), Boku- niky (7/4).

TV Petterweil: Martin Malik, David Reimann; Jörn Olbrich (6/1), Ziad Rejab (7/2), Heiko Trinczek, Alexander Fetzer (2), Felix Schneider, Andrej Shimonjenko, Jens Ruppert (2), Philip Deinet (2), Dennis Baier (2), Sebastian Weber (6)

Schiedsrichter: Seeger/Hertler (Stuttgart)
Zeitstrafen: TSG 8 - TVP 7. – Rote Karte: Alexander Fetzer (57. - 3. Zeitstrafe)
Siebenmeter: TSG 4/4 - TVP 4/3
Zuschauer: 500


Wetterauer Zeitung vom Montag, 21. Februar 2005

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