Einer der ältesten Vereine im Wetteraukreis
TV Petterweil feiert mit Festkommers seinen 150. Geburtstag - Redner loben ehrenamtliches Engagement
Karben (dit). Die Live-Band »Blind Foundation« spielte, die Sänger der »Eintracht« entboten Lieder. Es folgte ein kurzweiliger Gratulationsreigen für ein betagtes, aber jung gebliebenes und quicklebendiges Geburtstagskind, den TV 1860 Petterweil. Dessen 1. Vorsitzender Werner Wiegand betonte in seiner Willkommensrede anlässlich des Festkommers am Freitagabend: »In 150 Jahren hat der Turnverein viel erlebt. Es wäre schön, wenn in 25 Jahren beim Festkommers zum 175-jährigen Bestehen unsere Nachfolger sagen könnten: Die Zeiten seit der 150-Jahrfeier waren schwierig, aber wir haben den TVP weiterentwickelt. Um die Zukunft des TV 1860 Petterweil brauchen wir uns keine Sorgen zu machen.«
Auf die bisherige Entwicklung des Vereins, die durch Kriege und wirtschaftliche Nöte zeitweise unterbrochen wurde, gingen zahlreiche Ehrengäste in ihren Redebeiträgen ein. Landrat Joachim Arnold würdigte, dass der zu den ältesten Vereinen im Wetteraukreis gehörende TVP ungeachtet der sich stetig verändernden Strukturen »nahe bei den Menschen und Teil der Dorfgemeinschaft blieb«: Der ursprüngliche Turnverein, dessen Handballer in späteren Jahren die erfolgreichsten in der gesamten Wetterau gewesen seien, habe über Jahrzehnte hinweg kontinuierlich in allen Bereichen eine beachtliche Jugendarbeit geleistet. »Trotz der Erfolge im Handball wurde die Wurzel des Vereins, nämlich der Turnsport, nicht vergessen«, so Arnold, der selbst aktiver Handballer war. Für das Geburtstagskind hatte er eine Überraschung mitgebracht. In Anerkennung der Verdienste um den Sport in Hessen überreichte der Landrat die silberne Ehrenplakette des Hessischen Ministerpräsidenten für den TVP an den Vorstand. Bürgermeister und Schirmherr Guido Rahn bezeichnete den Verein als Bereicherung für Petterweil und die Stadt Karben. »150 Jahre TVP heißt 150 Jahre ehrenamtliches Engagement.« Insbesondere Petterweiler Bürgerinnen und Bürger hätten sich eingebracht und den Verein stark gemacht. Ein deutliches Zeichen für ehrenamtliches Engagement sei auch der Bau des Vereinshauses, das von TVP und VfB gemeinsam genutzt wird. »Der TVP ist nach wie vor stark aufgestellt. Er zeigt Präsenz und bewegt.«
Laut Stadtverordnetenvorsteherin Ingrid Lenz sind Vereine ein starkes Rückrat des kommunalen Zusammenlebens. Lenz, die die Jugendarbeit des TVP lobte, äußerte die Hoffnung, dass der durch den Verein bewirkte Zusammenhalt in den nächsten Jahrzehnten bewahrt werden möge.
Inge Eckmann,Vizepräsidentin des Hessischen Turnverbandes, bescheinigte den ehrenamtlich Tätigen: »Ohne Sie wäre der Verein nicht so alt geworden.« Das Angebot des TVP sei zeitgemäß und am Bedarf der Mitglieder orientiert. »Qualifizierte Trainer leisten einen enormen Beitrag zur Sicherung des sozialen Netzes und zur Gesunderhaltung der Bevölkerung.« Die Vorsitzende des Turngaus Wetterau/Vogelsberg, Rosel Schleicher, hob hervor, dass 111 Jungen und Mädchen und somit rund 13 Prozent der Mitglieder in Turngruppen aktiv seien. Der Handball sei aus dem Angebot des TVP nicht wegzudenken. Gymnastikabteilung, Leichtathletik und Gesundheitssport seien fest verankert. Schleicher erinnerte auch an die langjährige Leiterin der Turnabteilung, Elli Mehnert. Zusammen mit Eckmann überreichte sie unter anderem ein »Jahn-Schild«.
Jörg Wulf, stellvertretender Vorsitzender des Sportkreises Wetterau, schuf einen zeitgeschichtlichen Bezug. »1860 wurde Abraham Lincoln amerikanischer Präsident, in Coburg fand das erste deutsche Turnfest statt. In der Wetterau entstand der mittlerweile knapp 870 Mitglieder zählende TV Petterweil«, so der Vorsitzende des KSV Klein-Karben, der eine erfolgreiche Zukunft wünschte, um bevorstehende Herausforderungen zu meistern.
Laut dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Sport (Arge), Martin Menn, liegen diese Herausforderungen darin begründet, dass ein allgemeiner Rückgang an ehrenamtlich Tätigen zu verzeichnen ist, Vereine als Dienstleistungsunternehmen angesehen werden, Konkurrenz durch Fitnessstudios besteht sowie Ganztagsbetreuung von Kindern und Ganztagsschulen eine Rolle spielen. »Mit der Stadt zusammen wurde ein Sportentwicklungsplan entwickelt. Dieser birgt Chancen, aber auch Risiken.« Bei der Erörterung werde der Einschätzung des TVP, eines der größten Karbener Vereine, entsprechendes Gewicht beigemessen, betonte der TG-Vorsitzende.
Die TVP-Mitglieder konnten sich zudem über zahlreiche Geschenke freuen, darunter Gutscheine für Übungsleiteraus- und -fortbildungen, ein Bild mit den Wappen aller der Arge Sport angeschlossenen Vereine, finanzielle Zuwendungen und Urkunden.
Wetterauer Zeitung vom Montag, 23. August 2010
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